Partnerschaft und Sexualität

In anonymen Untersuchungen geben 5-10% der erwachsenen Bevölkerung sexuelle Probleme an, die auch mit Leidensdruck verbunden sind. Umso erstaunlicher ist es, dass sexuelle Probleme in der Psychotherapie eher selten zum Thema werden. Ein Grund dürfte darin liegen, dass Sexualität, und insbesondere als nicht „normal“ empfundene Sexualität, weiterhin ein Tabuthema und mit Scham verbunden ist. Wichtige Aufgabe für die Therapie ist es deshalb, eine offene, nicht wertende Atmosphäre zu schaffen, in der über sexuelle Erlebnisse, Phantasien oder Traumata gesprochen werden kann.

Oft kann allein das Reden über Sexualität und das Hinterfragen von sexuellen Mythen schon sehr entlasten (z.B. „Ein Mann kann immer.“).

Die häufigsten Gründe für das Aufsuchen einer sexualtherapeutischen Praxis sind sogenannte sexuelle Funktionsstörungen. Beim Mann sind dies größtenteils Erektionsstörungen, früher Samenerguss und Lustlosigkeit. Bei Frauen stehen Lustlosigkeit, Orgasmusstörungen, sowie Penetrations- und Schmerzstörung im Genitalbereich im Vordergrund. In der Therapie geht es dabei nicht um ein Erreichen einer „normalen“ Sexualität, sondern um die Behandlung von Symptomen, die Klienten/innen subjektiv als belastend und hinderlich für ein zufriedenstellendes Sexualleben empfinden. Im Bereich der sexuellen Funktionsstörungen kann eine vorherige medizinische Abklärung sinnvoll sein, da auch eine organische Ursache (mit-) verantwortlich sein kann.

Eine andere Gruppe von Sexualstörungen betrifft Personen mit bestimmten sexuellen Neigungen, deren Ausführung für eine sexuelle Befriedigung notwendig ist. Probleme entstehen dann, wenn ein Partner diese Leidenschaft nicht teilt (wie bei Fetischismus, Sadomasochismus, etc.), oder dadurch Gesetze gebrochen und anderen Personen Leid zugefügt wird (wie bei Pädophilie, Exibitionismus, etc.).

Sexualtherapie kann im Einzel- oder Paarsetting stattfinden. In der verhaltenstherapeutischen Sexualtherapie gibt es ein lange Tradition in der Behandlung von Paaren. Ein wichtiger Bestandteil der Paartherapie sind Hausübungen (z.B. „Streichelübungen“). Dabei werden den Partnern oft unrealistische Erwartungen, Sehnsüchte, Ängste, Kränkungen, Ärger und Schuldgefühle bewusst, die dann in der Therapie bearbeitet werden können.